Spirituelle Bedeutung des Films “Avatar – Aufbruch nach Pandora”

Von: Stefan Herbert

Produktion: USA 2009
Regie: James Cameron

Besetzung:
Sam Worthington: Jake Sully
Zoe Saldana: Neytiri
Sigourney Weaver: Dr. Grace Augustine
Stephen Lang: Colonel Miles Quaritch

Inhalt

Auf dem erdähnlichen Mond Pandora, der den Planeten eines anderen Sonnensystems umkreist, gibt es ein reichhaltiges Vorkommen des Rohstoffs Unobtainium. Dieses wird auf der Erde dringend benötigt, da die hiesigen Ressourcen erschöpft sind. Der Konzern RDA hat den Auftrag, den Abbau des Vorkommens zu organisieren. Da der Mond eine für den Menschen lebensfeindliche Umgebung hat und von der humanoiden Rasse der Na’vi bevölkert ist, wird deren Arbeit vom US-Militär begleitet. Die Na’vi sind ein kriegerisches Volk, welches keine Technologien kennt und, wie die indigenen Völker auf der Erde, im vollkommenen Einklang mit der Natur lebt.

Ein Wissenschaftler-Team soll die Na’vi studieren und als Vermittler zwischen ihnen und den Menschen auftreten. Damit sie sich in der giftigen Atmosphäre des Mondes besser aufhalten können, wurden die übergroßen blauhäutigen Körper der Na‘vi genetisch nachgebaut und technisch mit dem Bewusstsein eines Menschen verbunden. So kann ein Mensch mit seinem physischen Körper innerhalb einer für ihn sicheren Umgebung bleiben, sich gleichzeitig mit seinem als Avatar bezeichneten Na’vi-Körper in der Wildnis des Mondes frei bewegen und mit den Einheimischen kommunizieren.

Als das größte Vorkommen an Unobtainium unterhalb eines riesigen Baumes gefunden wird, auf dem der Stamm der Omaticaya lebt, soll dieser umgesiedelt werden. Das Wissenschaftler-Team erhält drei Monate Zeit, den Stamm davon überzeugen, ihre Heimat freiwillig zu verlassen, ansonsten würde das Militär sie gewaltsam vertreiben und den Baum fällen. Doch die Omaticaya wollen nicht gehen.

Spirituelle Bedeutung:

Die Hauptfigur des Films ist der Soldat Jake Sully, der sich mit seinem Na’vi Körper in der Wildnis von Pandora verirrt und auf Neytiri, die Tochter des Häuptlings des Omaticaya trifft. Sie führt ihn zu ihrem Stamm, der ihn freundlich aufnimmt und ermöglichst, deren naturverbundene Lebensweise näher kennenzulernen. Als sein Vorgesetzter Colonel Quaritch dies erfährt, bekommt Jake von ihm den geheimen Auftrag zu erkunden, wie der Stamm dazu gebracht werden kann, den Baum freiwillig zu verlassen.

Doch dies verschweigt Jake dem Stamm, der gleichzeitig immer mehr Vertrauen zu ihm findet und ihm sogar ermöglichst, als Krieger mit in deren Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Jake ist fasziniert von der einfachen und friedfertigen Lebensweise der Na‘vi im Einklang und in Achtsamkeit mit allen Pflanzen und Tieren. Mit der Zeit vermag er sich deshalb immer weniger als Teil einer machtgierigen und zerstörerischen menschlichen Rasse identifizieren und fühlt sich bei den Omaticaya immer mehr zu Hause. So erlebt er sich als ein Grenzgänger zwischen diesen beiden sehr extremen Welten. Dies löst bei ihm einen inneren Konflikt aus, weshalb er sich letztendlich entscheiden muss, wohin er gehören möchte.

Je tiefer Jake beim Ansehen des Films in sein neues Leben als Na‘vi eintauchte, desto mehr veränderte sich für mich meine Einstellung als Zuschauer zur den beiden Rassen. Zuerst ist da selbstverständlich die Identifikation mit der menschlichen Zivilisation, die sich mit dem „wilden“ Volk der Omaticaya auseinandersetzen muss. Dieses Bild wandelt sich im Laufe der Geschichte zugunsten der Lebensweise der Na‘vi, welche viel bewusster und respektvoller miteinander umgehen und in der die Menschen bald als die „Wilden“ erscheinen.

Das erinnerte mich an den Kinofilm „Der mit dem Wolf tanzt“ aus dem Jahre 1990. Dort spielt Kevin Costner den Leutnant John Dunbar, bei dem etwas sehr ähnliches geschieht. Zuerst sind die amerikanischen Militär als Teil der westlichen Kultur die „Guten“, während die wilden Indianer im Westen der USA als die „Bösen“ brachtet werden. Doch das Blatt wendet sich, je mehr John Dunbar das Volk der Sioux kennenlernt und mit ihnen Freundschaft schließt. Am Ende erhält man den Eindruck, dass die westliche Kultur die unzivilisierte und wilde ist, während man sich mehr mit den Indianer zu identifizieren vermag, die viel weiser und zivilisierter miteinander umgehen.

Eine wesentliche Botschaft von Avatar besteht für mich deshalb darin, jede Lebensweise, wie fremd sie auch sein mag, nicht aus der westlichen überheblichen Sicht zu betrachten, sondern sich unvoreingenommen anzuschauen. Dann erkennen wir möglicherweise, dass wir von ihnen sogar etwas lernen können. In dem Film zeigt sich dies in einer spirituellen Lebensweise der Verbundenheit mit der Natur und den Tieren dieser fantastischen Welt. Sie drückt sich aus in „Eywa“, welche das lebendige Wesen der Natur beschreibt und in einem heiligen Baum verehrt wird.

Eywa hat die Eigenschaft ausgleichend zu wirken. Sie teilt das Leben nicht in die uns bekannten Schubladen wie Gut und Böse ein, sondern ist immer bemüht ein Gleichgewicht zu schaffen. Als die Dominanz der irdische Militärs das Überleben der Na‘vi bedroht, unterstützt Eywa deren Kampf gegen die Menschen mit dem Eingreifen der Tierwelt, welche die irdischen Bulldozer aufzuhalten vermögen. Dabei wird betont, dass Eywa dies nicht „für“ die Na’vi tut, sondern um die natürliche Ordnung wieder herzustellen.

Der respektvolle und wertschätzende Umgang der Na’vi miteinander zeigt sich in ihrer Begrüßung. Sie begegnen sich mit dem Grußwort „Ich sehe Dich“. Dies bedeutet bei ihnen nicht nur, dass sie sich mit ihren physischen Augen sehen, sondern in dem Sinne „Ich sehe tief in Dich hinein“. Die Körper der Na‘vi und die einiger Tiere haben einen langen Schwanz mit feinen sensiblen Fühlern am Ende. Die Fühler können miteinander physisch verbunden werden und schaffen dadurch auch eine seelische Verbindung. Auf diese Weise ist ein Na’vi in der Lage, die Bewegungen eines dem irdischen Pferd ähnlichen Tieres und einem Flugsaurier mit Hilfe der eigenen Gedanken zu steuern.

Der Film macht damit deutlich, wie sehr sich der westliche Mensch aus Profitdenken und Machtgier von einer Lebensweise im Einklang mit der Natur und sich selbst entfernt hat. Doch geht es hier nicht darum zu bewerten, welche der Lebensweisen die Richtigere ist. Für mich stellt sich die Frage, welche uns mit mehr Sinn erfüllt und wahrhaft glücklich macht.

Jake Sully ist bisher ein Soldat gewesen, der auf der Erde immer wieder in gefährliche Kriegseinsätze geschickt wurde. Bei seinem letzten Einsatz wurde er verletzt, ist seitdem querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Der Na’vi-Körper bietet ihm die Chance, sich wieder frei zu bewegen. Zudem verliebt er sich in die Häuptlingstochter Neytiri und wird Teil ihrer Familie. Dies alles gibt seinem neuen Leben mehr Sinn und Bedeutung, als sein bisheriges Dasein in der grausamen Welt irdischer Kriege.

Für mich steht der verletzte Jake symbolisch für die Menschheit, welche geprägt ist durch eine unmenschliche und selbstzerstörerische westliche Lebensweise. Mit der Übernahme seines Na‘vi Avatars bekommt er die Chance, sein altes Leben loszulassen und zu einem mehr sinnerfüllten Dasein zu finden. Dadurch stellt uns der Film die Frage, ob wir durch unsere moderne technologische und rationale Lebensweise nicht mehr verloren haben, als wir bisher zu gewinnen glaubten.

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Bewusstwerdungsbegleiter – Lichtbotschafter – Autor – Visionär der Neuen Erde